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1. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 219

1916 - Trier : Lintz
219 Strahlt die Sonne vielleicht durch heimliche Spalten und Klüfte? Denn kein irdischer Glanz ist es, der wandelnde, dort. Näher wälzt sich die Wolke, sie glüht. Ich staune dem Wunder! Wird der rosige Strahl nicht ein bewegtes Gebild'? Welche Göttin nahet sich mir? Und welche der Musen 15 Suchet den treuen Freund selbst in dem krausen Geklüft? Schöne Göttin, enihülle dich mir und täusche verschwindend Nicht den begeisterten Sinn, nicht das gerührte Gemüt. Nenne, wenn du es darfst vor einem Sterblichen, deinen Göttlichen Namen; wo nicht, rege bedeutend mich auf, 20 Daß ich fühle, welche du seist von den ewigen Töchtern Zeus', und der Dichter sogleich preise dich würdig im Lied. „Kennst du mich, Guter, nicht mehr? Und käme diese Gestalt dir, Die du doch sonst geliebt, schon als ein fremdes Gebild'? Zwar der Erde gehör' ich nicht mehr, und trauernd entschwang sich 25 Schon der schaudernde Geist jugendlich frohem Genuß; Aber ich hoffte mein Bild noch fest in des Freundes Erinnrung Eingeschrieben und noch schön durch die Liebe verklärt. Ja, schon sagt mir gerührt dein Blick, mir sagt es die Träne: Euphrosyne, sie ist noch von dem Freunde gekannt. 30 Sieh, die Scheidende zieht durch Wald und grauses Gebirge, Sucht den wandernden Mann, ach, in der Ferne noch auf, Sucht den Lehrer, den Freund, den Vater, blicket noch einmal Nach dem leichten Gerüst irdischer Freuden zurück. Laß mich der Tage gedenken, da mich, das Kind, du dem Spiele 35 Jener täuschenden Kunst reizender Musen geweiht. Laß mich der Stunde gedenken und jedes kleineren Umstands; Ach, wer ruft nicht so gern Unwiederbringliches an! Jenes süße Gedränge der leichtesten irdischen Tage, Ach, wer schätzt ihn genug, diesen vereilenden Wert! 40 Klein erscheint es nun, doch ach, nicht kleinlich dem Herzen; Macht die Liebe, die Kunst jegliches Kleine doch groß. Denkst du der Stunde noch wohl, wie auf dem Brettergerüste Du mich der höheren Kunst ernstere Stufen geführt? Knabe schien ich, ein rührendes Kind, du nanntest mich Arthur Z 45 Und belebtest in mir britisches Dichtergebild'. Drohtest mit grimmiger Glut den armen Augen und wandtest Selbst den tränenden Blick innig getäuschet hinweg. Ach, da warst du so hold und schütztest ein trauriges Leben, Das die verwegene Flucht endlich dem Knaben entriß. 50 Freundlich faßtest du mich, den Zerschmetterten, trugst mich von dannen. Und ich heuchelte lang', dir an dem Busen, den Tod. Endlich schlug die Augen ich auf und sah dich in ernste, Stille Betrachtung versenkt über den Liebling geneigt. *) *) Shakespeares „König Johann" wurde 1701 zum ersten Male in Weimar auf- geführt. In diesem Stücke soll Arthur, der junge Neffe des Königs Johann, geblendet werden (Iv 1) und kommt auf der Flucht beim Sprunge von einer Mauer um (Iv, 3).

2. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 221

1916 - Trier : Lintz
221 Dich im tiefen Gedräng' staunender Hörer heraus! Doch dort wirst du nun sein und stehn, und nimmer bewegt sich Euphrosyne hervor, dir zu erheitern den Blick. Du vernimmst sie nicht mehr, die Töne des wachsenden Zöglings, 105 Die du zu liebendem Schmerz frühe, so frühe gestimmt. Andere kommen und gehn; es werden dir andre gefallen; Selbst dem großen Talent drängt sich ein größeres nach. Aber du, vergesse mich nicht! Wenn eine dir jemals Sich im verworrnen Geschäft heiter entgegenbewegt, Deinem Winke sich fügt, an deinem Lächeln sich freuet Und am Platze sich nur, den du bestimmtest, gefällt, Wenn sie Mühe nicht spart noch Fleiß, wenn tätig der Kräfte Selbst bis zur Pforte des Grabs freudiges Opfer sie bringt, Guter, dann gedenkest du mein und rufest auch spät noch: „Euphrosyne, sie ist wieder erstanden vor mir!" Vieles sagt' ich noch gern; doch ach, die Scheidende weilt nicht, Wie sie wollte; mich führt streng ein gebietender Gott. Lebe wohl! Schon zieht mich's dahin in schwankendem Eilen. Einen Wunsch nur vernimm, freundlich gewähre mir ihn: Laß nicht ungerühmt mich zu den Schatten hinabgehn! Nur die Muse gewährt einiges Leben dem Tod. Denn gestaltlos schweben umher in Persephoneias Reiche massenweis Schatten vom Namen getrennt; Wen der Dichter aber gerühmt, der wandelt, gestaltet, Einzeln, gesellet dem Chor aller Heroen sich zu. Freudig tret' ich einher, von deinem Liede verkündet, Und der Göttin Blick weilet gefällig auf mir. Mild empfängt sie mich dann und nennt mich; es winken die hohen Göttlichen Frauen mich an, immer die nächsten am Thron. 130 Penelopeia redet zu mir, die treuste der Weiber, Auch Euadnez, gelehnt auf den geliebten Gemahl. Jüngere nahen sich dann, zu früh herunter gesandte, Und beklagen mit mir unser gemeines Geschick. Wenn Antigone kommt, die schwesterlichste der Seelen, 135 Und Polyxena^), trüb noch von dem bräutlichen Tod, Seh' ich als Schwestern sie an und trete würdig zu ihnen; Denn der tragischen Kunst holde Geschöpfe sind sie. Bildete doch ein Dichter auch mich, und seine Gesänge, Ja, sie vollenden an mir, was mir das Leben versagt." 140 Also sprach sie, und noch bewegte der liebliche Mund sich, Weiter zu reden; allein schwirrend versagte der Ton. Denn aus dem Purpurgewölk, dem schwebenden, immer bewegten, Trat der herrliche Gott Hermes gelassen hervor. Mild erhob er den Stab und deutete; wallend verschlangen 145 Wachsende Wolken im Zug beide Gestalten vor mir. , ') Gemahlin des Kapaneus, der bei dem Sturme auf Theben gefallen war, ließ sich mit der Leiche des Gatten verbrennen. — 2) Polyxena, die Tochter des Priamos, die Braut des Achilleus, wurde nach der Eroberung von Jlios von den Griechen geopfert. 110 115 120 125

3. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 224

1916 - Trier : Lintz
224 Schon tut das Meer sich mit erwärmten Buchten Vor den erstaunten Augen auf. Doch scheint die Göttin endlich wegzusinken! Allein der neue Trieb erwacht, 15 Ich eile fort, ihr ew'ges Licht zu trinken, Vor mir den Tag und hinter mir die Nacht, Den Himmel über mir und unter mir die Wellen. Ein schöner Traum, indessen sie entweicht. Ach, zu des Geistes Flügeln wird so leicht 20 Kein körperlicher Flügel sich gesellen! Doch ist es jedem eingeboren, Daß sein Gefühl hinauf und vorwärts dringt, Wenn über uns, im blauen Raum verloren, Ihr schmetternd Lied die Lerche singt, 25 Wenn über schroffen Fichtenhöhen Der Adler ausgebreitet schwebt Und über Flächen, über Seen Der Kranich nach der Heimat strebt. 54. Frühzeitiger Frühling. (1801.) 1. Tage der Wonne, Kommt ihr so bald? Schenkt mir die Sonne, Hügel und Wald? 2. Reichlicher fließen Bächlein zumal Sind es die Wiesen? Ist es das Tal? 3. Bläuliche Frische! Himmel und Höh'! Goldene Fische Wimmeln im See. 4. Buntes Gefieder Rauschet im Hain, Himmlische Lieder Schallen darein 5. Unter des Grünen Blühender Kraft dl. Naschen die Bienen Summend am Saft. 6. Leise Bewegung Bebt in der Luft, Reizende Regung, Schläfernder Duft. 7. Mächtiger rühret Bald sich ein Hauch, Doch er verlieret Gleich sich im Strauch. 8. Aber zum Busen Kehrt er zurück. Helfet, ihr Musen, Traget das Glück! 9. Saget, seit gestern Wie mir geschah? Liebliche Schwestern, Liebchen ist da! 55. Dauer im Wechsel. (Frühjahr 1801.) I, t£. 119. 1. Hielte diesen frühen Segen, Ach, nur eine Stunde fest! Aber vollen Blütenregen Schüttelt schon der laue West. Soll ich mich des Grünen freuen, Dem ich Schatten erst verdankt? Bald wird Sturm auch das zerstreuen. Wenn es falb im Herbst geschwankt.

4. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 225

1916 - Trier : Lintz
225 2. Willst du nach den Früchten greifen, Eilig nimm dein Teil davon! Diese fangen an zu reifen, Und die andern keimen schon. Gleich mit jedem Regengüsse Ändert sich dein holdes Tal, Ach, und in demselben Flusse Schwimmst du nicht zum zweiten Mal. 3. Du nun selbst! Was felsenfeste Sich vor dir hervorgetan, Mauern siehst du, siehst Paläste Stets mit andern Augen an. Weggeschwunden ist die Lippe, Die im Kusse sonst genas, Jener Fuß, der an der Klippe Sich mit Gemsenfreche maß. 4. Jene Hand, die gern und milde Sich bewegte wohlzutun, Das gegliederte Gebilde, Alles ist ein andres nun. Und was sich an jener Stelle Nun mit deinem Namen nennt, Kam herbei wie eine Welle, Und so eilt's zum Element. 5. Laß den Anfang mit dem Ende Sich in eins zusammenziehn, Schneller als die Gegenstände Selber dich vorüberfliehn! Danke, daß die Gunst der Musen Unvergängliches verheißt, Den Gehalt in deinem Busen Und die Form in deinem Geist. 56. Schäfers Klagelied. 1. Da droben auf jenem Berge, Da steh' ich tausendmal, An meinem Stabe gebogen, Und schaue hinab in das Tal. 2. Dann folg' ich der weidenden Herde, Mein Hündchen bewahret mir sie; Ich bin herunter gekommen Und weiß doch selber nicht wie. 3. Da stehet von schönen Blumen Die ganze Wiese so voll; Ich breche sie, ohne zu wissen, Wem ich sie geben soll. (1801.) I, S. 85. 4. Und Regen, Sturm und Gewitter Verpass' ich unter dem Baum. Die Türe dort bleibet verschlossen; Doch alles ist leider ein Traum. 5. Es stehet ein Regenbogen Wohl über jenem Haus! Sie aber ist weggezogen, Und weit-in das Land hinaus; 6. Hinaus in das Land und weiter, Vielleicht gar über die See. Vorüber, ihr Schafe, vorüber! Dem Schäfer ist gar so weh. 57 57. Epilog zu Schillers Glocke. (1805.)!) Xvi, S. 165. „Freude dieser Stadt bedeute, Friede sei ihr erst Geläute!" 1. Und so geschah's! Dem friedenreichen Klange Bewegte sich das Land, und segenbar Ein frisches Glück erschien; im Hochgesange Begrüßten wir das junge Fürstenpaar; Im Vollgewühl, in lebensregem Drange Vermischte sich die tät'ge Völkerschar, Und festlich ward an die geschmückten Stufen „Die Huldigung der Künste" vorgerufen2). ’) 1815 erweitert um Strophe 6, 12 und 13. — 2) Schillers Festspiel „Die Huldigung der Künste", gedichtet zum Empfang des Erbprinzen Karl Friedrich und seiner Gemahlin Maria Paulowua, gelangte am 12. Nov. 1804 in Weimar zur Aufführung. Buschmann, Leseb. f. d. ob. Kl. Ii. 10. Aust.

5. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 226

1916 - Trier : Lintz
226 2. Da hör' ich schreckhaft mitternächt'ges Läuten, Das dumpf und schwer die Trauertöne schwellt. Jst's möglich? Soll es unsern Freund bedeuten, An den sich jeder Wunsch geklammert hält? Den Lebenswürd'gen soll der Tod erbeuten? Ach, wie verwirrt solch ein Verlust die Welt! Ach, was zerstört ein solcher Riß den Seinen! Nun weint die Welt, und sollten wir nicht weinen? 3. Denn er war unser! Wie bequem gesellig Den hohen Mann der gute Tag gezeigt, Wie bald sein Ernst anschließend, wohlgefällig Zur Wechselrede heiter sich geneigt, Bald raschgewandt, geistreich und sicherstellig Der Lebensplaue tiefen Sinn erzeugt Und fruchtbar sich in Rat und Tat ergossen, Das haben wir erfahren und genossen. 4. Denn er war unser! Mag das stolze Wort Den lauten Schmerz gewaltig übertönen. Er mochte sich bei uns im sichern Port Nach wildem Sturm zum Dauernden gewöhnen. Indessen schritt sein Geist gewaltig fort Ins Ewige des Wahren, Guten, Schönen, Und hinter ihm in wesenlosem Scheine Lag, was uns alle bändigt, das Gemeine. 5. Nun schmückt er sich die hohe Gartenzinne, Von wannen er der Sterne Wort vernahm, Das dem gleich ew'geu, gleich lebend'gen Sinne Geheimnisvoll und klar entgegenkam. Dort, sich und uns zu köstlichem Gewinne, Verwechselt er die Zeiten wundersam, Begegnet so, im Würdigsten beschäftigt, Der Dämmerung, der Nacht, die uns entkräfligt. 6. Ihm schwollen der Geschichte Flut aus Fluten, Verspülend, was getadelt, was gelobt, Der Erdbeherrscher wilde Heeresgluten, Die in der Welt sich grimmig ausgetobt, Im niedrig Schrecklichsten, im höchsten Guten Nach ihrem Wesen deutlich durchgeprobt. — Nun sank der Mond, und zu erneuter Wonne Vom klaren Berg herüber stieg die Sonne. 7. Nun glühte seine Wange rot und röter Von jener Jugend, die uns nie entfliegt, Von jenem Mut, der früher oder später Den Widerstand der stumpfen Welt besiegt, Von jenem Glauben, Oer sich stets erhöhter Bald kühn hervordrängt, bald geduldig schmiegt, Damit das Gute wirke, wachse, fromme, Damit der Tag dem Edlen endlich komme.

6. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 227

1916 - Trier : Lintz
227 8. Doch hat er, so geübt, so vollgehaltig, Dies brettecne Gerüste nicht verschmäht; Hier schildert' er das Schicksal, das gewaltig Von Tag zu Nacht die Erdenachse dreht; Und manches tiefe Werk hat reichgestaltig Den Wert der Kunst, des Künstlers Wert erhöht. Er wendete die Blüte höchsten Strebens, Das Leben selbst, an dieses Bild des Lebens. 9. Ihr kanntet ihn, wie er mit Riesenschritte Den Kreis des Wollens, des Vollbringens maß, Durch Zeit und Land der Völker Sinn und Sitte. Das dunkle Buch mit heiterm Blicke las; Doch wie er atemlos in unsrer Mitte In Leiden bangte, kümmerlich genas, Das haben wir in traurig schönen Jahren, Denn er war unser, leidend miterfahren. 10. Ihn, wenn er vom zerrüttenden Gewüble Des bittern Schmerzes wieder aufgeblickt Ihn haben wir dem lästigen Gefühle Der Gegenwart, der stockenden, entrückt, Mit guter Kunst und ausgesuchtem Spiele Den neubelebten, edlen Sinn erquickt Und noch am Abend vor den letzten Sonnen Ein holdes Lächeln glücklich abgewonnen. 11. Er hatte früh das strenge Wort gelesen, Dem Leiden war er, war dem Tod vertraut. So schied er nun, wie er so oft genesen; Nun schreckt uns das, wofür uns längst gegraut. Doch schon erblicket sein verklärtes Wesen Sich hier verklärt, wenn es herniederschaut. Was Mitwelt sonst an ihm beklagt, getadelt, Es hat's der Tod, es hat's die Zeit geadelt. 12. Auch manche Geister, die mit ihm gerungen, Sein groß Verdienst unwillig anerkannt, Sie fühlen sich von seiner Kraft durchdrungen, In seinem Kreise willig festgebannt. Zum Höchsten hat er sich emporgeschwungen, Mit allem, was wir schätzen, engverwandt. So feiert ihn! Denn was dem Mann das Leben Nur halb erteilt, soll ganz die Nachwelt geben. 13. So bleibt er uns, der vor so manchen Jahren — Schon zehne sind's — von uns sich weggekehrt. Wir haben alle segenreich erfahren, Die Welt verdank' ihm, was er sie gelehrt. Schon längst verbreitet sich's in ganze Scharen, Das Eigenste, was ihm allein gehört. Er glänzt uns vor, wie ein Komet entschwindend, Unendlich Licht mit seinem Licht verbindend. 15*

7. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 284

1916 - Trier : Lintz
284 3. I m Spessart. (1806.) A. a. O-, S. Ho. 1. Gegrüßt sei du, viellieber Wald! Es rührt mit wilder Lust, Wenn abends fern das Alphorn schallt, Erinnrung mir die Brust. 2. Jahrtausende wohl standst du schon, O Wald, so dunkel, kühn, Sprachst allen Menschenkünsten Hohn Und webtest fort dein Grün. 3. Wie mächtig dieser Äste Bug! Und das Gebüsch, wie dicht! Was golden spielend kaum durchschlug Der Sonne funkelnd Licht. 4. Nach oben strecken sie den Lauf, Die Stämme grad' und stark; Es strebt zur blauen Luft hinauf Der Erde Trieb und Mark. 5. Durch des Gebildes Adern quillt Geheimes Lebensblut, Der Blätterschmuck der Krone schwillt In grüner Frühlingsglut. 6. Natur, hier fühu ich deine Hand Und atme deinen Hauch; Beklemmend dringt, und doch bekannt. Dein Herz in meines auch. 7. Dann denk' ich, wie vor alter Zeit, Du dunkle Waldesnacht, Der Freiheit Sohn sich dein gefreut Und was er hier gedacht. 8. Du warst der Alten Haus und Burg; Zu diesem grünen Zelt Drang keines Feindes Ruf hindurch, Frei war noch da die Welt. 4. Gelübde (Anfang 1809.) A. a. O., S. 159. 1. Es sei mein Herz und Blut geweiht, Dich, Vaterland, zu retten! Wohlan, es gilt, du seist befreit! Wir sprengen deine Ketten! Nicht fürder soll die arge Tat, Des Fremdlings Übermut, Verrat In deinem Schoß sich betten. 2. Wer hält, wem frei das Herz noch schlägt, Nicht fest an deinem Bilde? Wie kraftvoll die Natur sich regt Durch deine Waldgefilde, So blüht der Fleiß, dem Neid zur Qual, In deinen Städten sonder Zahl, Und jeder Kunst Gebilde. 3. Ter deutsche Stamm ist alt und stark. Voll Hochgefühl und Glauben, Die Treue ist der Ehre Mark, Wankt nicht, wenn Stürme schnauben. Es schafft ein ernster, tiefer Sinn Dem Herzen solchen Hochgewinn, Den uns kein Feind mag rauben. 4. So spotte jeder der Gefahr, Die Freiheit ruft uns allen. So will's das Recht, und es bleibt wahr, Wie auch die Lose fallen. Ja, sinken wir der Übermacht, So woll'n wir doch zur Todesnacht Glorreich hinüberwallen! Friedrich Leopold Freiherr von Hardenberg (Novalis). Friedrich Leopold Freiherr von Hardenberg (Tichtername: Novalis), geboren den 2. Mai 1772 auf dem Gute Wiederstädt im Mansfeldiscken, studierte in Jena die Rechte, war Assessor beim Salinendepartement in Weißenfels, studierte dann Bergwissenfchaft in Freiberg, starb am 25. März 1801 in Dresden. Werke: Lyrische Gedichte („Geistliche Lieder", „Hymnen an die Nacht") und der unvollendete Roman „Heinrich von Ofterdingen", eine Verherrlichung der Romantik.

8. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 295

1916 - Trier : Lintz
295 11. Der König auf dem Turme. (1805.) • A. a. O., I, S. 14. 1. Da liegen sie alle, die grauen Höhn, Die dunkeln Täler in milder Ruh'; Der Schlummer waltet, die Lüfte wehn Keinen Laut der Klage mir zu. 2. Für alle hab' ich gesorgt und gestrebt, Mit Sorgen trank ich den funkelnden Wein; Die Nacht ist gekommen, der Himmel belebt, Meine Seele will ich erfreun. 3. O, du goldne Schrift durch den Sternenraum! Zu dir ja schau' ich liebend empor. Ihr Wunderklänge, vernommen kaum, Wie besäuselt ihr sehnlich mein Ohr! 4. Mein Haar ist ergraut, mein Auge getrübt, Die Siegeswaffen hängen im Saal, Habe Recht gesprochen und Recht geübt; Wann darf ick rasten einmal? 5. O selige Rast, wie verlang' ick dein! O herrliche Nacht, wie säumst du so lang', Da ich schaue der Sterne lichteren Schein Und höre volleren Klang! 12 12. Die Bildsäule des Bacchus. (1814.) A. a. O., I, S. 208. Kallisthenes, ein Jüngling zu Athen, Kam einst nach einer durchgeschwärmten Nacht, Den welken Efeukranz ums wilde Haar, Hintaumelnd in der Dämmerung nach Haus, Er selber wie die Dämm'rung wüst und bleich. 5 Als nun der Diener nach dem Schlafgemach Ihm leuchtet durch den hohen Säulengang, Da tritt mit eins im vollen Fackelschein Des Bacchus göttlich Marmorbild hervor, Von schöpferischer Meisterhand geformt. 10 In Jugendfülle hebt sich die Gestalt; Aus reichem, lang hinwallendem Gelock Erglänzt das feingewölbte Schulternpaar, Und unterm Schatten üppigen Geflechts Von Rebenlaub und schwellender Traubenfrucht 15 Erscheint das runde, blühende Gesicht. Erschrocken fährt Kallisthenes zurück Bor der Erscheinung Herrlichkeit und Glanz; Ihm ist, als hätte mit dem Thyrsusstab Der Gott die Stirne strafend ihm berührt, 20

9. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 297

1916 - Trier : Lintz
297 7. Die Kraft derselben Liebe, Die du dem Knaben trugst, Ward einst in dir zum Triebe, Daß du den Zwingherrn schlugst. Nie schlummernd, nie erschrocken, War retten stets dein Brauch, Wie in den braunen Locken, So in den grauen auch. 8. Wärst du noch jung gewesen, Da du den Knaben fingst, Und wärst du dann genesen, Wie du nun untergingst, Wir hätten draus geschlossen Auf künft'ger Taten Ruhm; Doch schön ist nach dem großen Das schlichte Heldentum. 9. Dir hat dein Ohr geklungen Vom Lob, das man dir bot; Doch ist zu ihm gedrungen Ein schwacher Ruf der Not. Der ist ein Held der Freien, Der, wann der Sieg ihn kränzt, Noch glüht, sich dem zu weihen, Was frommet und nicht glänzt. 14 10. Gesund bist du gekommen Vom Werk des Zorns zurück; Im hilfereichen, frommen Verließ dich erst dein Glück. Der Himmel hat dein Leben Nicht für ein Volk begehrt; Für dieses Kind gegeben, War ihm dein Opfer wert. 11. Wo du den Vogt getroffen Mit deinem sichern Strahl, Dort steht ein Bethaus *) offen, Dem Strafgericht ein Mal^); Doch hier, wo du gestorben, Dem Kind ein Heil zu sein, Hast du dir nur erworben Ein schmucklos Kreuz von Stein. 12. Weithin wird lobgesungen, Wie du dein Land befreit, Von großer Dichter Zungen Vernimmt's noch späte Zeit; Doch steigt am Schächen nieder Ein Hirt im Abendrot, Dann hallt im Felstal wieder Das Lied von deinem Tod." 14. Vor sacrum. (1829.) 31. a. Q, I, S. 259. 1. Als die Latiner aus Lavinium Nicht mehr dem Sturm der Feinde hielten stand, Da hoben sie zu ihrem Heiligtum, Dem Speer des Mavors, flehend Blick und Hand. 2. Da sprach der Priester, der die Lanze trug: „Euch künd' ick, statt des Gottes, der euch grollt: Nicht wird er senden günst'gen Vogelflug, Wenn ihr ihm nicht den Weihefrühling zollt." 3. „Ihm sei der Frühling heilig!" rief das Heer, „Und was der Frühling bringt, sei ihm gebracht!" Da rauschten Fittiche, da klang der Speer, Da ward geworfen der Etrusker Macht. 4. Und jene zogen heim mit Siegesruf, Und wo sie jauchzten, ward die Gegend grün; Feldblumen sproßten unter jedem Huf; Wo Speere streiften, sah man Bäum' erblühn. 5. Doch vor der Heimat Toren, am Altar, Da harrten schon zum festlichen Empfang fl die Tellskapelle an der „hohlen Gasse" von Küßnacht. — 2) Erinnerungszeichen.

10. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 299

1916 - Trier : Lintz
299 Da fuhr aus blauer Luft ein Strahl herab Und traf den Speer und flammt' auf ihm empor. 18. Der Priester hob dahin sein Angesicht (Ihm wallte glänzend Bart und Silberhaar), Das Auge strahlend von dem Himmelslicht, Verkündet' er, was ihm eröffnet war: 19. „Nicht läßt der Gott von seinem heil'gen Raub, Doch will er nicht den Tod, er will die Kraft; Nicht will er einen Frühling welk und taub, Nein, einen Frühling, welcher treibt im Saft. 20. Aus der Latiner alten Mauern soll Dem Kriegsgott eine neue Pflanzung gehn; Aus diesem Lenz, inkräft'ger Keime voll, Wird eine große Zukunft ihm erstehn. 21. Drum wähle jeder Jüngling sich die Braut, Mit Blumen sind die Locken schon bekränzt; Die Jungfrau folge dem, dem sie vertraut. So zieht dahin, wo euer Stern erglänzt! 22. Die Körner, deren Halme jetzt noch grün, Sie nehmet mit zur Aussaat in die Fern', Und von den Bäumen, welche jetzt noch blühn, Bewahret euch den Schößling und den Kern! 23. Der junge Stier pflüg' euer Neubruchland, Auf eure Weiden führt das muntre Lamm, Das rasche Füllen spring' an eurer Hand, Für künft'ge Schlachten ein gesunder Stamm! 24. Denn Schlacht und Sturm ist euch vorausgezeigt; Das ist ja dieses starken Gottes Recht, Der selbst in eure Mitte niedersteigt, Zu zeugen eurer Könige Geschlechts. 25. In eurem Tempel haften wird sein Speer; Da schlagen ihn die Feldherrn schütternd an, Wann sie ausführen über Land und Meer Und um den Erdkreis ziehn die Siegesbahn. 26. Ihr habt vernommen, was dem Gott gefällt; Geht hin, bereitet euch, gehorchet still! Ihr seid das Saatkorn einer neuen Welt. Das ist der Weihefrühling, den er will." 15. Gesang der Jünglinge. (1805.) A. a. O., I, S. 17. 1. Heilig ist die Jugendzeit. Treten wir in Tempelhallen, Wo in düstrer Einsamkeit Dumpf die Tritte widerschallen! Edler Geist des Ernstes soll Sich in Jünglingsseelen senken, Jede still und andachtsvoll Ihrer heil'gen Kraft gedenken. fl Romulus und Remus.
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